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Militärberater: Kiew versucht, fehlende Flugzeuge durch Drohnen zu ersetzen

Drohnen sollen beim ukrainischen Militär die fehlenden F-16 ersetzen. Das erklärt der Berater des Verteidigungsministers, Juri Sak. Vor dem Hintergrund der gescheiterten Offensive könnte es sich dabei um einen Versuch handeln, die zunehmenden Zweifel des Westens an Kiews militärischem Potenzial auszuräumen.
Militärberater: Kiew versucht, fehlende Flugzeuge durch Drohnen zu ersetzenQuelle: AP © Libkos

Von Irina Taran und Jelisaweta Komarowa

Der Berater des ukrainischen Verteidigungsministers, Juri Sak, hat Drohnen als ein Mittel bezeichnet, den Mangel an Flugzeugen teilweise zu kompensieren. Ihm zufolge setze das ukrainische Militär unter den Bedingungen des langsamen Vormarschs der Landstreitkräfte Drohnen ein, um seinen Wirkungsradius zu vergrößern. Das Militär erwarte weiterhin eine Erhöhung des Ausbildungsniveaus des Personals sowie Lieferungen modernerer Munition und eine Verstärkung der Luftwaffe.

"Wir haben noch keine F-16, deswegen müssen wir ein Mittel finden, ihr Fehlen zu kompensieren. In gewisser Hinsicht werden Drohnen zur Kompensation der fehlenden Flugzeuge eingesetzt", zitierte die Zeitung The Washington Post den Berater.

Vor dem Hintergrund der sich im Westen entfaltenden Diskussion hinsichtlich einer Übergabe von F-16-Jägern an die Ukraine verkündete Kiew bereits, mit den Niederlanden ein Abkommen über die Lieferung dieser Flugzeuge erreicht zu haben. Jedoch gab Amsterdam, das über 42 solcher Flugzeuge verfügt, nicht an, wie viele Maschinen man dem Kiewer Regime zu übergeben bereit sei. Die Regierung Dänemarks wiederum versprach, der Ukraine 19 F-16 zur Verfügung zu stellen, sobald die Pilotenausbildung abgeschlossen und eine Reihe weiterer Bedingungen erfüllt seien.

Kiew meldete zudem den Beginn der Ausbildung von Piloten an diesen Flugzeugen. Laut dem ukrainischen Verteidigungsminister, Alexei Resnikow, werde dieses Training mindestens sechs Monate in Anspruch nehmen und sein Publikum solle sich "nicht enttäuscht fühlen", wenn es noch länger dauern sollte.

Was die Idee des Beraters des ukrainischen Verteidigungsministers angeht, das Fehlen der F-16 durch Drohnen zu kompensieren, so sollen nach Meinung der Journalisten der Washington Post Drohnenangriffe zwar vom langsamen Tempo der ukrainischen Gegenoffensive ablenken, werden aber wohl kaum das Kriegsgeschehen zugunsten Kiews wenden.

"Die Ukraine hat schlicht keine Möglichkeiten, um die notwendige Anzahl an Drohnen zu sammeln und so viele Ziele auf dem russischen Territorium anzugreifen, um Russlands Wunsch, weiterzukämpfen, zu untergraben", zitierte The Washington Post Robert Hamilton, einen Oberst der US-Armee a. D. und Leiter des eurasischen Forschungsprogramms des Instituts für außenpolitische Studien.

Das Blatt merkte außerdem an, dass Russland über "fortschrittliche Methoden" zur Bekämpfung ukrainischer Drohnen mit Mitteln der elektronischen Kampfführung verfüge. Moskau werde es schaffen, die ukrainische "Drohnenangriffswelle" abzuwehren, so The Washington Post.

Sak behauptete seinerseits, dass die langsame Räumung der weitläufigen Minenfelder entlang der Frontlinie Kiew daran hindere, den Großteil der im Westen ausgebildeten Reserven einzusetzen.

"Um unsere Reserven einzusetzen, müssen wir uns überzeugen, dass die Wege geräumt sind. Wir ziehen es vor, nicht zu eilen, um die Leben unserer Militärangehörigen zu bewahren", erklärte er.

The Washington Post hingegen berichtete, dass das ukrainische Militär sein Potenzial bei der Gegenoffensive bereits erschöpft habe. Der Konflikt könne folglich in eine Sackgasse geraten und die internationale Unterstützung für die Ukraine schwächer werden.

Überhöhte Erwartungen

Auch durch andere westliche Medien zieht sich wie ein roter Faden der Gedanke, dass Kiews Gegenoffensive selbst mit westlichen Waffen keinen Erfolg haben könne.

Wie die Zeitung Politico am 17. August berichtete, sei der Westen vom ausbleibenden Durchbruch des ukrainischen Militärs enttäuscht, die Erwartungen seien zu hoch gewesen. Die Publikation merkte an, Kiew sei nicht bewusst, dass die russischen Streitkräfte die Fähigkeit haben, aus eigenen Fehlern zu lernen, die Taktik auf dem Schlachtfeld entsprechend anzupassen und die Geschwindigkeit und Effektivität ihrer Angriffe gegen ukrainische Stellungen zu erhöhen.

Eine ähnliche These stellte der Fernsehkanal CNBC auf und betonte, dass die USA zwar "noch gestern" Ergebnisse sehen wollten, dies allerdings nicht funktioniere, "wenn man einer solchen Armee wie der russischen gegenüberstehe."

Darüber hinaus schrieb der pensionierte britische Oberst Richard Kemp, der einst Truppen in Afghanistan befehligt hatte, in der Zeitung The Telegraph, dass die NATO inzwischen offenbar nicht mehr an einen Sieg der Ukraine im Konflikt mit Russland glaube. In diesem Zusammenhang erinnerte Kemp an die Worte von Stian Jenssen, dem Büroleiter des NATO-Generalsekretärs, wonach ein Friedensabkommen den Verzicht Kiews auf einen Teil seiner Gebiete zugunsten Russlands vorsehen könnte, im Tausch für eine NATO-Mitgliedschaft des Landes.

US-amerikanische Beamte würden immer kritischer, was die Gegenoffensive der Ukraine angehe, und bewerteten die Perspektiven ihres Erfolgs pessimistisch, schrieb die Zeitung Financial Times. Dies sorge für zunehmende Spannungen zwischen Kiew und Washington, so die Publikation.

"Keine realen Ergebnisse"

Auch russische Experten sind der Ansicht, dem Westen werde zunehmend bewusst, dass die ukrainische Offensive ins Stocken geraten ist. Unter diesen Bedingungen versuchten die Kiewer Machthaber, das Gesicht zu wahren, indem sie unter anderem die Absicht verkündeten, das Fehlen der F-16 durch Drohnen zu kompensieren.

"Dem Westen ist bewusst, dass sich die Ukraine in einem Stadium der völligen Erschöpfung ihres Angriffspotenzials befindet und dass Russlands Streitkräfte dies unbedingt ausnutzen werden. Das offensichtliche Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive wurde zu einer echten Ohrfeige für den kollektiven Westen. Ganz zu schweigen davon, dass der Mythos von der Unbesiegbarkeit der westlichen Waffen im Rahmen der militärischen Sonderoperation längst zerstreut wurde", erklärte der stellvertretende Leiter des Instituts für strategische Forschungen und Prognosen der Russischen Universität der Völkerfreundschaft, Jewgeni Semibratow, in einem Gespräch mit RT.

Ihm zufolge erscheine die Idee, das Fehlen der F-16 durch Drohnen kompensieren zu wollen, absurd.

"Das ist nicht mehr als Informationsballast, der dem Westen zeigen soll, dass das ukrainische Militär angeblich alles unter Kontrolle hat. Doch in den westlichen Ländern kommt das Thema Friedensverhandlungen immer öfter auf", sagte Semibratow.

Seinerseits stellte der Kriegsberichterstatter Alexander Chrolenko fest: Dass es unmöglich sei, Jagdflugzeuge durch Drohnen zu ersetzen, sei selbst für einen Laien offensichtlich.

"Was die Ausbildung von Piloten für die F-16 angeht, räumt der Westen ein, dass sie mindestens ein Jahr dauern soll. Dabei reicht die Ausbildung von einer solchen Dauer nur dafür aus, dass der Pilot mit dem Flugzeug abheben und einige akrobatische Figuren in der Luft fliegen kann. Damit der Pilot im Rahmen irgendeines Kampfverbands – ob zur Aufklärung oder für Angriffe – nach den Befehlen seines Kommandos auf Grundlage von Aufklärungsdaten, die sich in Echtzeit erneuern, als Teil eines Geschwaders, agieren kann, sind mindestens fünf Jahre erforderlich", erklärte der Experte in einem Gespräch mit RT.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Intensivierung der Informationskampagne um die F-16 trete die sogenannte ukrainische Gegenoffensive auf der Stelle, und zwar auf den Minenfeldern, die vor der ersten Verteidigungslinie der russischen Streitkräfte liegen, fügte Chrolenko hinzu.

"Jegliche Siegesmeldungen Kiews sind unter solchen Bedingungen lächerlich und für auswärtige Beobachter, die in Washington sitzen, bestimmt. Doch reale Ergebnisse auf dem Schlachtfeld gibt es nicht. Selbst vereinzelte ukrainische Drohnenangriffe auf zivile Infrastrukturobjekte in Russland verfehlen ihr Ziel – nämlich, die Bevölkerung einzuschüchtern. Und im Westen ist die Erkenntnis herangereift, dass das Kiewer Regime nicht nur im Rahmen der Gegenoffensive eine vernichtende Niederlage erleidet, sondern auch die letzten Chancen für offensive Aktionen in der Zukunft verliert. Gerade deswegen spricht man im Westen immer öfter von einer Reduzierung der Finanzierung des Kiewer Regimes", schlussfolgerte Chrolenko.

Übersetzt aus dem Russischen.

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