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Bereitet Biden den Weg für den Ausstieg aus dem Ukraine-Krieg vor?

Für Biden wäre es sehr sinnvoll, jetzt Gespräche aufzunehmen. Es gibt zwei wichtige Punkte, die hervorgehoben werden müssen, bevor wir die Vorstellung verwerfen, dass der US-Präsident tatsächlich eine Strategie zum Ausstieg aus dem Krieg sucht.
Bereitet Biden den Weg für den Ausstieg aus dem Ukraine-Krieg vor?Quelle: AFP © Ludovic MARIN/AFP

Von Martin Jay

Finden Hinterzimmergespräche zwischen dem Biden-Lager und dem Putin-Lager statt? Trotz zahlreicher Artikel in der US-Presse, die darauf hinweisen, lehnen einige russische Experten, die solche Angelegenheiten verfolgen, diese Idee entschieden ab. Kurz gesagt: Ihre Argumente sind, dass Wladimir Putin auf so vielen Ebenen in einer so starken Position ist, dass keine Möglichkeit besteht, dass er solche Überlegungen anstellt, und dass diese Berichte, so schwer fassbar und undurchsichtig sie auch sein mögen, nichts anderes als Wunschdenken derjenigen im Westen sind, die kein Endspiel in der Ukraine sehen.

Und doch gibt es einige, die vielleicht am Rande der Ereignisse agieren und darauf bestehen, dass solche Gespräche entweder im Gange sind oder kurz vor dem Beginn stehen. Edward Luttwak, ein Autor über globale Ereignisse und Berater vieler führender Politiker, wird von russischen Experten oft bestenfalls als ein bisschen exzentrisch abgetan. In einem kürzlich von ihm geführten Interview wurde zusammengefasst, dass solche Gespräche unmittelbar bevorstehen, sofern sie nicht bereits begonnen haben. Darüber hinaus argumentiert Luttwak, dass er wisse, wer daran teilnehme – der CIA-Direktor selbst und sein Gegenüber in Moskau.

Die russischen Experten, die ihn nicht ernst nehmen, argumentieren, dass Luttwak von der Idee eines bevorstehenden Krieges zwischen China und dem Westen besessen ist und dass Joe Biden sich vor einer Konfrontation mit China fürchtet. Deshalb möchte er so schnell wie möglich aus der Ukraine raus, um die USA darauf vorzubereiten. Der Experte für Geopolitik, der in seiner Karriere weit über 20 Bücher geschrieben hat, glaubt, dass ein Krieg mit China unvermeidlich ist. Er glaubt aber auch – was vielleicht ziemlich weit hergeholt ist –, dass der Westen keine eigenen Truppen entsenden wird, sondern sich als Kanonenfutter für einen Partner entscheiden werde: Russland.

Ja, das klingt ziemlich verrückt, und manche halten vielleicht inne, um sich zu besinnen, nachdem sie vor Lachen umgefallen sind. Aber Luttwak, der in Japan als China-Experte gilt, könnte in erster Linie vielleicht Recht haben, da er darüber hinaus keine Zweifel daran hat, dass die Regierung Biden den in letzter Zeit bedrohlicheren und kriegerischeren Ton in den Reden Xi Jinpings bemerkt hat. Wenn Biden die Bedrohung durch China wirklich ernst nimmt, würde dies sicherlich die Vorstellung erklären, dass er aus der Ukraine rauswill.

Wir sollten sehr skeptisch gegenüber den lächerlichen Narrativen sein, die von Biden und seinem Zirkus von Schwachköpfen wie John Kirby oder Jake Sullivan angeboten werden, die das Mantra "Putin hat den Krieg in der Ukraine verloren" unablässig herunterbeten.

In Wirklichkeit wissen sie alle, dass es sich um eine Farce handelt, die nicht nur der US-Öffentlichkeit, sondern auch Putin selbst ein schlechtes Gewissen machen soll. Die Botschaft an Putin lautet: "Auch wenn es für uns in der Ukraine nicht gut läuft, so gewinnen wir dennoch den Medienkrieg, Kumpel."

Aber stimmt das überhaupt?

Journalisten haben in den vergangenen zwei Wochen damit begonnen, langsam einige Realitäten zu akzeptieren, etwa dass der Krieg in der Ukraine für den Westen überhaupt nicht funktioniert. In jüngsten Artikeln im Wall Street Journal und in der New York Times wurde dies zugegeben, was zumindest einen Meilenstein darstellt. Schlimmer noch: Als letzte Strategie wurde zudem der Rückgriff auf die Reservesoldaten der Ukraine vorgeschlagen.

Vor diesem Hintergrund wäre es für Biden sehr sinnvoll, jetzt Gespräche aufzunehmen. Es gibt zwei wichtige Punkte, die hervorgehoben werden müssen, bevor wir die Vorstellung verwerfen, dass der US-Präsident tatsächlich eine Strategie zum Ausstieg aus dem Krieg sucht. Erstens ist es denkbar, dass den Ukrainern einfach die Munition ausgegangen ist und dass die Granden im Pentagon und bei der NATO wussten, dass es passieren würde und wann. Biden wusste den genauen Monat, in dem dies geschehen werde, ergriff jedoch keine Maßnahmen, um weltweit Ausrüstung zu beschaffen und das Loch zu stopfen, sondern zog es vor, den Krieg einfach zu einem abrupten Ende kommen zu lassen. Warum?

Auch über seine Weigerung, der Ukraine eine NATO-Mitgliedschaft zu gestatten, wurde viel geschrieben und diese auf eine Reihe von Gründen zurückgeführt, von denen keiner besonders überzeugend war. Könnte die wirkliche Antwort sein, dass er die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine als Verhandlungsgrundlage behalten möchte? Und dass er zugelassen hat, dass der ukrainischen Armee die Munition ausgeht, weil dies beiden Seiten die perfekte Atempause für die Aufnahme von Verhandlungen verschaffen würde? Wenn die China-Theorie von Luttwak richtig ist, ergibt vieles Sinn.

Doch tatsächlich stellt sich die China-Krise, wie wir sie kennen – der Konflikt – tatsächlich in einer anderen Form dar, während wir Zeugen der Normalisierung der Berichterstattung über den Laptop von Hunter Biden werden. Befürchtet Biden, dass im Laufe der Ermittlungen noch mehr Dreck über seine schmutzigen Geschäfte in der Ukraine ausgegraben wird? Sind die fünf Millionen Dollar Bestechungsgelder, die in einem FBI-Bericht detailliert geschildert werden, in dem auch die These unterstützt wird, dass diese zumindest Thema in Gesprächen zwischen einem ukrainischen Oligarchen und den Bidens war, nur die Spitze des Eisbergs? Wird ein neues Ablenkungsmanöver für die Medien benötigt – was in der Regel einen Krieg irgendwo bedeutet? Warum nicht mit China?

Dieser Text erschien in englischer Sprache bei der Strategic Culture Foundation.

Martin Jay ist ein preisgekrönter britischer Journalist mit Wohnsitz in Marokko, wo er als Korrespondent für die britische Daily Mail (UK) arbeitet. Zuvor berichtete er von dort aus für CNN und Euronews über den Arabischen Frühling.

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