Meinung

Die Welt ist komplexer, als die USA planen können

Die Vereinigten Staaten kommen einem derzeit wie ein alt gewordener, inzwischen impotenter Macho vor. Es hat etwas Faszinierendes zu beobachten, wie die detailliert ausgearbeiteten und in jahrelanger erfolgreicher Praxis entwickelten politisch-technologischen Projekte der Washingtoner Behörden eines nach dem anderen scheitern.
Die Welt ist komplexer, als die USA planen könnenQuelle: Gettyimages.ru © Andy Sachs

Von Oleg Jassinski

Die Vereinigten Staaten kommen einem derzeit wie ein alt gewordener, inzwischen impotenter Macho vor. Es hat etwas Faszinierendes zu beobachten, wie die detailliert ausgearbeiteten und in jahrelanger erfolgreicher Praxis entwickelten politisch-technologischen Projekte der Washingtoner Behörden eines nach dem anderen scheitern. Die Welt und ihre Bewohner erweisen sich als komplexer und komplizierter als in den von Computersimulationen der Strategen in Washington errechneten Szenarien. Und dabei geht es nicht nur um das wirtschaftliche Scheitern in der kapitalistischen Konkurrenz mit China.

Der Grund für das Scheitern der imperialen Strategien ist das aufrichtige Missverstehen der unterschiedlichen Welten, Kulturen und Mentalitäten von Völkern, die noch nicht vollständig von der zivilisatorischen Walze des Westens erdrückt wurden.

Das völlige Scheitern eines komplexen, mehrgleisigen Plans zur Zerstörung Russlands, die Unfähigkeit, die Folgen eines professionell entfesselten Massakers im Nahen Osten zu bewältigen und die völlig unklare Zukunft eines vorsätzlich zerstörten Europas fliegen wie ein zurückkehrender Bumerang auf die Vereinigten Staaten zu. Die Staaten Lateinamerikas und Afrikas, die ihre Beziehungen zu China, Russland und ihren regionalen Nachbarn neu ausrichten, werden endlich ihre eigene, unabhängige Entwicklung beginnen können.

Wenn ein Wunder geschieht und es in Washington Kräfte geben sollte, die das Scheitern des gegenwärtigen Projekts anerkennen, wäre das ein Sieg für alle, vor allem aber für die Menschen in den USA. Ich weiß nicht, wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist. Das Leben ist unergründlich und immer in der Lage, uns mit scheinbar Unmöglichem zu überraschen. Wir kennen viele Fälle, in denen sich ein Krebstumor, nachdem er sich dem Endstadium der Krankheit genähert hatte, aus Gründen, die der Medizin unbekannt sind, zurückbildete, verschwand und ein Mensch wieder gesund wurde.

Das bedeutet nicht, dass wir in Erwartung von Wundern zu kämpfen aufhören können. Ich wollte nur sagen, dass die Wunder auch auf unserer Seite sind. Aber damit sie eintreten können, müssen wir noch viel und hart arbeiten.

Oleg Jassinski (englische Transliteration: Yasinsky), ist ein aus der Ukraine stammender Journalist, lebt überwiegend in Chile und schreibt für RT Español sowie unabhängige lateinamerikanische Medien wie Pressenza.com, Desinformemonos.org. Er forscht über indigene und soziale Bewegungen in Lateinamerika, produziert politische Dokumentarfilme in Kolumbien, Bolivien, Mexiko und Chile. Außerdem ist er bekannt als Übersetzer von Texten der Autoren Eduardo Galeano, Luis Sepúlveda, José Saramago, Subcomandante Marcos und anderen ins Russische. Man kann ihm auch auf seinem Telegram-Kanal folgen.

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