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Söldner und Neonazis: Warum französische Bürger weiterhin sinnlos in der Ukraine sterben

Das offizielle Paris behauptet, es gebe keine französischen Kämpfer, die als Söldner auf der Seite Kiews an der Front in der Ostukraine stehen. Diese plausible Leugnung der Tatsachen ist der springende Punkt beim Einsatz von Söldnern in fremden Kriegen.
Söldner und Neonazis: Warum französische Bürger weiterhin sinnlos in der Ukraine sterbenQuelle: Gettyimages.ru

Von Rachel Marsden

Bis vor Kurzem noch waren westliche Nationen stolz darauf, dass Bürger ihres Landes in der Ukraine Rambo spielen wollten, während sie davon träumten, Russen zu "rauchen". Zumindest schienen sie nicht besonders daran interessiert zu sein, diese Rambos auf ihrem Weg nach Osten aufzuhalten. Aber jetzt wollen sie nicht einmal zugeben, dass sie existieren, diese "Patrioten", die für nichts Geringeres als die Freiheit des Westens kämpfen! Es schien alles wie Spiel, Spaß und Freude, bis die russischen Raketen zu fliegen begannen und klar wurde – in vielen Fällen zu spät –, dass die russischen Streitkräfte nicht bloß ein Element in einem Videospiel sind.

Vergangene Woche teilte das russische Verteidigungsministerium mit, es habe in Charkow eine Unterkunft von 60 ausländischen Söldnern angegriffen – die meisten davon seien Franzosen gewesen. Wenn dies zutrifft – obwohl die französische Regierung dies bestreitet –, würde dies viele Fragen aufwerfen. Etwa diese: Warum kämpfen französische Staatsbürger in der Ukraine gegen Russland? Wer sind diese Leute genau? Warum zucken die Franzosen mit den Schultern über die Anwesenheit ihrer Landsleute in einem bewaffneten Konfliktgebiet, wenn die Allgegenwart westlicher Geheimdienste in der Ukraine darauf hindeutet, dass das offizielle Paris genau wissen wird, was dort geschieht?

Die französische Regierung hat bereits dargelegt, dass sie eine wirklich gute Vorstellung davon hat, was französische Bürger in der Ukraine treiben. Im vergangenen Jahr teilte der französische Inlandsgeheimdienst mit, dass von den 400 französischen Söldnern in der Ukraine etwa 30 als Neonazis bekannt seien. Derweil hat Russland erklärt, dass es mutmaßliche Verbrechen einiger dieser französischen Söldner untersuchen wird.

Der französische Abgeordnete der Nationalversammlung, Frédéric Mathieu, von der linken Partei La France insoumise, machte den französischen Innenminister vergangenes Jahr auf die Bedrohung durch französische Bürger aufmerksam, die in die Ukraine reisen, um mit ukrainischen Soldaten und Söldnern abzuhängen, weil sie denken, die Ukraine sei ein Neonazi-Disneyland, nur um dann als terroristisches Risiko zurück nach Frankreich zu kehren. Der Chef des französischen Inlandsgeheimdienstes schlug im Juli 2023 in der französischen Presse in dieselbe Kerbe und verwies auf die "neonazistische Geisteshaltung" dieser Söldner.

Als konkretes Beispiel wurde der Fall zweier Franzosen angeführt, die sich vom Alter her in ihren Zwanzigern befinden. Berichten zufolge stiegen beide im April 2023 in Paris aus einem Bus, der aus dem ukrainischen Lemberg kam, trugen verbotene Magazine für Sturmgewehre und optische Visiere mit sich und wurden dafür anschließend zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Beide wurden vom französischen Geheimdienst aufgespürt, was erneut beweist, dass Paris von der Realität dessen, wer dort für die "Demokratie" in der Ukraine kämpft, bestens Bescheid weiß.

Einer dieser französischen Söldner war zuvor in einer Berichterstattung über Neonazis in der französischen Armee zu sehen. Er war Soldat bei den Gebirgsjägern und konnte zweifellos den ukrainischen Neonazis, die im Vorfeld des Konflikts von NATO-Verbündeten gegen Russland ausgebildet und ausgerüstet wurden, zweifellos das eine oder andere beibringen. Berichten zufolge hat er sich auch das Treueversprechen der SS an Adolf Hitler auf die Haut tätowieren lassen und soll 2018 auf Facebook geschrieben haben, dass Migranten eine "Kugel in den Hinterkopf" bekommen sollten. Im Jahr zuvor wurde in Ungarn ein französischer Neonazi festgenommen, der zuvor des Mordes an einem argentinischen Sportler beschuldigt worden war, und der zugab, dass er auf dem Weg zu den Kämpfen in der Ukraine sei.

So äußerte mindestens ein gewählter französischer Staatsdiener vergangenes Jahr seine Besorgnis über die mögliche Ausbreitung von Extremismus nach der Rückkehr dieser Kämpfer aus der Ukraine und über den Einfluss der Neonazis des Asowschen Bataillons auf sie. Und das, obwohl dieselben "Helden" offiziell in den Westen eingeladen und bejubelt werden, wie zum Beispiel als Gastredner an der renommierten Stanford Universität, wo sie als Verteidiger der westlichen Demokratie und Freiheit aufgetreten sind.

Die Politiker des westlichen Establishments scheinen jedoch im Allgemeinen nicht daran interessiert zu sein, die unbequemen Details anzusprechen, die über ihre Neonazi-Schützlinge ans Licht gekommen sind. Sie scheinen auch nicht daran interessiert zu sein, zu erklären, was einige ihrer Bürger, darunter auch ehemalige Militärs, während ihrer Zeit in der Ukraine mit ihnen zu tun hatten. Nicht gerade eine bequeme Position, wenn die französische Regierung gleichzeitig versucht, das von Wladimir Putin definierte Ziel einer Entnazifizierung der Ukraine ins Lächerliche zu ziehen.

Der weiter oben geschilderte Vorfall könnte auch Fragen über die Rolle aufwerfen, die französische private Militärunternehmen in der Ukraine einnehmen. Während einige französische Bürger wegen dem Spaßes und der faschistischen Kumpanei in die Ukraine ziehen, lassen sich andere möglicherweise von finanziellen Aspekten verführen. Und das ist ein Thema, über das Paris wahrscheinlich nicht sprechen möchte, insbesondere angesichts der Tatsache, dass ein französisches Gesetz aus dem Jahr 2003, Aktivitäten französischer Bürger als Söldner verbietet.

Aber Offizielle der EU haben bereits 2012 die Augen abgewendet, als der polnische Politiker Tomasz Poręba die Europäische Kommission aufforderte, sich französische Militär- und Sicherheitsunternehmen vorzuknöpfen, die "ihren Firmensitz in der Europäischen Union haben – insbesondere in Ländern wie das Vereinigte Königreich und Frankreich – während deren Dienstleistungen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Europäischen Union ausgelagert werden".

Jeder, der einen der "Mission Impossible" Filme mit Tom Cruise in der Hauptrolle gesehen hat, weiß, dass die Idee hinter dem Einsatz von Söldnern darin besteht, dass man sie wie Raketen abfeuern und dann vergessen kann. Zu Beginn jedes Films wird dem von Tom Cruise verkörperten Charakter Ethan Hunt klargemacht, dass die Existenz seines Teams verneint wird, sollte seine Geheimmission scheitern. Genau auf dieser Maxime basiert die ganze Idee bei der Anheuerung von Söldnern, um den Nebel des Krieges zu maximieren, aber gleichzeitig einen Fußabdruck für einen staatlichen Akteur zu schaffen, der nicht dort sein sollte. Das Letzte, was eine Regierung tun wird, ist, nach einem Misserfolg Anspruch auf ihn zu erheben. Deshalb bekommen die Söldner viel Geld – dafür, dass sie ein großes Risiko auf sich nehmen und dann die Schuld tragen müssen, wenn es schiefgeht.

In der französischen Presse wurde Moskaus Vorwurf, einer Beteiligung französischer Söldner im Ukraine-Konflikt, als eine künstlich aufgebauschte "Medienaktion" gegen den französischen Präsidenten Emmanuel Macron abgetan, nachdem dieser Anfang vergangener Woche angekündigt hatte, dass Paris 40 Langstreckenraketen vom Typ "Scalp" an Kiew liefern werde. "Eine weitere ungeschickte russische Manipulation", nannte es das französische Außenministerium und fügte hinzu, dass "Frankreich im Gegensatz zu manch anderen Ländern weder in der Ukraine noch anderswo Söldner einsetzt."

Aber das russische Außenministerium erklärte bereits im Juli 2023, dass französische private Sicherheits- und Militärunternehmen seit Juni 2022 "Freiwillige anheuern, um an den Kämpfen auf der Seite Kiews teilzunehmen. Französische Staatsangehörige, die an den Feindseligkeiten in der Ukraine teilnehmen, gelangen oft über ausländische private Sicherheits- und Militärunternehmen oder über die ukrainische Internationale Legion an die Front."

Es gibt eine Möglichkeit, die Debatte darüber, wer genau bei dem Raketenangriff der Russen ums Leben kam, ein für alle Mal beizulegen. Moskau sollte den Bluff, den Paris ausspielt, einfach aufdecken und die Identität der Söldner preisgeben und es im Interesse der Transparenz eine globale Open-Source-Zusammenarbeit nennen.

Aus dem Englischen.

Rachel Marsden ist eine Kolumnistin, politische Strategin und Moderatorin eines unabhängig produzierten französischsprachigen Programms, das auf Sputnik France ausgestrahlt wird. Ihre Webseite finden man unter rachelmarsden.com

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