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Akt der Verzweiflung: Ukraine erhält Panzer aus den 1960er Jahren

Nachdem die Leopard 2 auf den Schlachtfeldern von Saporoschje nicht besonders gut abgeschnitten haben, soll Kiew nun die ältere Modifikation Leopard 1 erhalten. Dabei handelt es sich um einen Panzer aus den 1960er Jahren, der inzwischen nicht mehr produziert wird und dessen Ersatzteile somit nicht zu beschaffen sind.
Akt der Verzweiflung: Ukraine erhält Panzer aus den 1960er JahrenQuelle: Gettyimages.ru © Anadolu Agency

Von Eduard Bassurin

Seitdem die Leopard 2 begonnen haben, im Gebiet Saporoschje in Flammen aufzugehen, stehen die Dinge beim ukrainischen Militär nicht besonders gut. Schätzungen zufolge blieben von den 22 Leopard 2, die auf dem schmalen Geländestreifen zwischen Orechow und Rabotino in den Kampf geschickt wurden, nur fünf einsatzfähig. Von den 22 Bradley-Schützenpanzern, die in den ersten Reihen angriffen, blieb indes kein einziger übrig.

Die Autorität der westlichen Technik nahm dadurch beträchtlichen Schaden: Schlimmstenfalls könnten ja die Kunden auf die Idee kommen, auf westliche Hightech-Panzer zu verzichten. Und da begann man im Westen zu grübeln: Leopard 2 sind zu schade und zu teuer, und die russische Verteidigung muss man irgendwie durchbrechen – wie wäre es also, die alten Leopard 1 in den Kampf zu schicken?

Dieses Fahrzeug ist zwar schwach gepanzert, dafür aber wendig. In den 1960er Jahren, als der Leopard 1 entwickelt wurde, existierte noch kein zuverlässiger Schutz gegen Hohlladungsgeschosse, deswegen beschlossen die Konstrukteure, ihn leicht (unter 40 Tonnen) zu machen und mit einem leistungsstarken 830-PS-Motor auszurüsten. Damals erschien die Idee eines leichten manövrierfähigen Panzers gut und ausreichend, um die sowjetischen Panzerarmeen in den Korridoren von Fulda oder Suwalki aufzuhalten.

Erst später, mit dem Aufkommen des Schutzes vor Hohlladungsgeschossen, wurde die Produktion von Leopard 2 aufgenommen und dabei der Versuch unternommen, die Manövrierfähigkeit von Leopard 1 zu behalten. Dennoch erwies sich die Masse von 60 Tonnen als zu schwer, und statt eines manövrierfähigen kam einfach ein schwerer Panzer mit modernen Systemen heraus.

Seitdem rosten die Leopard 1 in Europas Lagern, von wo aus sie nun in die Ukraine geschickt werden sollen. Freilich gibt es ein Problem: Die Panzer für die Ukraine wurden in mehreren europäischen Ländern zusammengekratzt, doch stellte sich heraus, dass 50 belgische Leopard 1 Probleme mit dem Feuerkontrollsystem SABCA haben. Optik und Elektronik befinden sich in einem beklagenswerten Zustand und müssen offenbar ersetzt werden. Von den 50 belgischen Panzern werden 30 so verschickt, wie sie sind, und 20 weitere werden für Ersatzteile herhalten müssen. Das heißt, die "Kannibalisierung" der Technik beginnt schon lange vor ihrer Lieferung an das ukrainische Militär. Von einer Kampfbereitschaft kann in diesem Fall keine Rede sein. Die Ergebnisse erscheinen dürftig, berücksichtigt man, dass für die Reparatur der Technik fast 40 Prozent der gelieferten Panzer zerlegt werden müssen. Produziert werden diese Fahrzeuge natürlich auch nicht mehr. Folglich ist es unmöglich, per Dekret neue herstellen zu lassen, selbst wenn es einen solchen Wunsch gäbe.

Unter Berücksichtigung all dieser Tatsachen erteilte die Zeitschrift Newsweek der Ukraine einen "genialen" Ratschlag – nämlich, westliche Panzer keinen Risiken auszusetzen, indem sie zum Durchbruch der russischen Verteidigung eingesetzt werden. Nach Meinungen der Experten sei es viel sinnvoller, dafür die alten sowjetischen T-64 zu opfern. Die "besseren" Fahrzeuge von den Verbündeten sollten vor den gegnerischen Minenfeldern geschützt und für den Fall der Fälle in Reserve gehalten werden.

Übersetzt aus dem Russischen.

Oberst A.D. Eduard Bassurin war stellvertretender Verteidigungsminister (Leiter des Korps der Volksmiliz) der russischen Volksrepublik Donezk. Seine Zuständigkeitsbereiche waren die Arbeit mit dem Militärpersonal (weil er die Donezker Militärakademie mit der Spezialisierung Politoffizier absolvierte und als solcher in den Jahren 1987 bis 1997 in der Sowjetischen, dann Russischen Armee diente) und Öffentlichkeitsarbeit. Er diente nach dem Maidan-Putsch in der Ukraine im Jahr 2014 als Politkommissar des Spezialkräfte-Bataillons (seit Herbst desselben Jahres: Artilleriebrigade) der Donezker Volksmiliz "Kalmius", lange Zeit einer der wichtigsten Stoßverbände der DVR. Oberst Bassurin führt heute einen Telegram-Kanal, wo er eigene Analysen und Kommentare veröffentlicht und solche von Dritten teilt. In den russischen Medien wird er gern und häufig zitiert, weil er sich als Pressesprecher der DVR-Volksmiliz mit seiner Kompetenz und Ehrlichkeit beim Publikum einen Namen gemacht hat.

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