Deutschland

Präsident der IHK Chemnitz: Lage ist schlimmer, als oft berichtet wird

Der Präsident der Industrie- und Handelskammer Chemnitz hat sich sorgenvoll über die Zukunft der energieintensiven Mittelständler in der Bundesrepublik geäußert. Die Insolvenzen kleinerer Firmen nehme man in der Öffentlichkeit kaum wahr, daher sei die Lage "schlimmer, als oft berichtet wird".
Präsident der IHK Chemnitz: Lage ist schlimmer, als oft berichtet wirdQuelle: www.globallookpress.com © imago stock&people, via www.imago-images.de

Der Gießereibesitzer und Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Chemnitz, Max Jankowsky, hat sich kritisch über die Zukunft der energieintensiven Mittelständler in der Bundesrepublik geäußert. Er mache sich große Sorgen um die Zukunft, wie er der FAZ sagte. Ihm "graue bereits davor, dass man im Herbst dieselbe Debatte um Energieengpässe führen werde wie im vorigen Jahr". Man befinde sich immer noch in einer Notlage, was energieintensive Unternehmen sehr unruhig mache. Der deutsche Mittelstand sei "widerstandsfähig ‒ aber er ist nicht unsterblich".

"Wir erleben fast schon regelmäßig Insolvenzen unter unseren Kunden. Das sind keine großen Firmen, deshalb nimmt das kaum jemand wahr. Für mich ist das aber ein Zeichen: Die Lage ist schlimmer, als oft berichtet wird."

Weiterhin führte er aus, dass er kürzlich in Lubmin an der Ostsee war. Der Ort stelle für ihn mittlerweile ein Symbol der deutschen Energiepolitik dar: Ein brachliegendes Atomkraftwerk, zwei stillgelegte Gaspipelines – und daneben ein LNG-Schiff, das nur ein Provisorium ist. Er stelle sich daher die Frage, ob Grundstoff- und Schwerindustrie in Deutschland noch eine Zukunft haben.

"Dann sagt auch noch der Sachverständigenrat der Bundesregierung in Gestalt der Vorsitzenden Monika Schnitzer, dass energieintensive Industrien in Deutschland sowieso keine Zukunft haben und Subventionen für unsere Branche deshalb unsinnig sind."

Des Weiteren erklärte Jankowsky, dass sein Gießereibetrieb mit 85 Mitarbeitern im Erzgebirge derzeit Kokskohle verbrenne, er aber auf den elektrischen Betrieb umstellen wolle. Doch in seiner Kleinstadt fehle es an den nötigen Stromleitungen, um die derzeitige Leistung von drei Megawatt auf die dann benötigten neun zusätzlichen Megawatt zu bringen. Dafür würde man allerdings eine neue Stromtrasse benötigen. Bei diesem Thema gebe es daher Probleme und Fragen. So könne sein Betrieb von einem Strompreis von 10 Cent, der beispielsweise Großkonzernen wie Intel in seinem Werk in Magdeburg für die nächsten 20 Jahre garantiert wurde, nur träumen.

"Am Ende des Tages ist mir egal, wie ein bezahlbarer Strompreis zustande kommt: durch geringere Steuern und Netzentgelte, durch einen Transformations- oder Industriestrompreis – oder auch mit den von der DIHK vorgeschlagenen Strompartnerschaften, dass wir also direkte Verträge mit Versorgern für erneuerbare Energie aus Windrädern abschließen. Mit den aktuellen Strompreisen wird es jedenfalls nicht funktionieren, unsere Industrie zu elektrifizieren. Das treibt viele Unternehmer um."

Wasserstoff hält Jankowsky darüber hinaus für ein Trendthema.

"In der Praxis hat das seine Grenzen, das Handling wird oft unterschätzt. Direkt neben meiner Gießerei befindet sich ein Wohngebiet, da ist der Umgang mit Wasserstoff schwer vorstellbar. Es funktioniert auch nicht jedes Gasgerät mit Wasserstoff. Und die Umstellung ist sehr teuer, die Produktion des Wasserstoffs auch. Wie viel soll dann die Kilowattstunde kosten? Ist das wettbewerbsfähig?"

Trotz mehrmaliger Nachfrage des FAZ-Reporters äußerte sich Jankowsky im Übrigen nicht zur AfD.

Als Präsident der IHK Chemnitz nehme er zu parteipolitischen Fragen keine Stellung. Er stellte weiterhin klar, dass es ihm nicht um Parteipolitik gehe, sondern um die Wirtschaft. Eine gewisse Frustration im Osten, vor allem auf dem Land, könne er allerdings verstehen.

"Da geht es gar nicht um radikale Positionen. Sondern um eine Unzufriedenheit, weil das große Ganze nicht gesehen und stattdessen über Details eines Heizungsgesetzes debattiert wird."

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