Nahost

Furcht vor Flächenbrand: Israel und Libanon bereiten sich auf einen Krieg vor

Die Aussicht auf einen umfassenden Krieg zwischen Israel und der Hisbollah versetzt die Menschen auf beiden Seiten der Grenze in Angst und Schrecken. Viele Beobachter glauben, dass der nächste Krieg zwischen der Hisbollah und Israel der letzte wäre, aus dem nur ein Sieger hervorgeht.
Furcht vor Flächenbrand: Israel und Libanon bereiten sich auf einen Krieg vorQuelle: AFP © Anwar Amro

Von Armin Schmitt

Die Aussicht auf einen umfassenden Krieg zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz versetzt die Menschen auf beiden Seiten der Grenze in Angst und Schrecken. Israel soll seine Truppen an der Grenze zu Libanon verstärkt haben, wobei ein arabisches Land der Hisbollah glaubwürdige Informationen übermittelt haben soll, dass Israel eine groß angelegte Invasion im Libanon starten werde. 

Der erste Krieg zwischen Hisbollah und Israel von 2006, sechs Jahre nach dem Rückzug der israelischen Besatzungstruppen aus dem Südlibanon, brach aus, nachdem die Hisbollah bei einem grenzüberschreitenden Überfall zwei israelische Soldaten gefangen genommen und mehrere andere getötet hatte.

Israel startete eine groß angelegte Luft- und Bodenoffensive und verhängte eine Blockade, um die Geiseln zu befreien und die militärischen Kapazitäten der Hisbollah zu zerstören – eine Mission, die letztlich scheiterte. Ein Krieg zwischen Israel und der Hisbollah "wäre eine totale Katastrophe", warnte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, im vergangenen Monat inmitten einer hektischen Pendeldiplomatie der USA und Europas. Seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober haben sich die Hisbollah und Israel täglich grenzüberschreitende Angriffe geliefert, die allmählich eskalierten. Israel hat auch gezielte Tötungen von Hisbollah- und Hamas-Angehörigen im Libanon durchgeführt, während Hisbollah eine neue Front im Norden gegen Tel Aviv eröffnet hat. Die Scharmützel sind mittlerweile so viel intensiver und häufiger geworden, dass man sich an die Situation im Vorfeld des Kriegs von 2006 erinnert fühlt. Mehr als 200 Menschen wurden bisher laut AP-Informationen auf libanesischer Seite getötet, 18 auf israelischer Seite.

Seit der Hamas-Offensive im Hinterland Israels sind im Grenzgebiet 80.000 Israelis dem Evakuierungsaufruf der Regierung gefolgt. Es gibt keine unmittelbare Aussicht auf ihre Rückkehr. Im Falle eines Kriegs wären zusätzliche Evakuierungen obsolet, da die Raketen und Flugkörper der Hisbollah ganz Israel erreichen können.

Führende israelische Politiker und Militärs haben die Hisbollah gewarnt, dass ein Krieg immer wahrscheinlicher wird, wenn sich die Kämpfer nicht von der Grenze zurückziehen.

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hat zwar nicht mit einem Krieg gedroht, aber vor einem Kampf "ohne Grenzen" gewarnt, falls Israel dies tun sollte. Die Hisbollah erklärt, sie werde einem Waffenstillstand an der israelisch-libanesischen Grenze erst dann zustimmen, wenn es einen Waffenstillstand im Gazastreifen gibt, und habe nach Angaben libanesischer Beamter einen Vorschlag der USA abgelehnt, ihre Streitkräfte mehrere Kilometer von der Grenze zurückzuziehen.

Ein ausgewachsener Krieg würde sich wahrscheinlich auf mehrere Fronten ausweiten und die Beteiligung iranischer Stellvertreter in Syrien, Irak und Jemen eskalieren lassen – und vielleicht sogar Iran selbst einbeziehen. Dies könnte auch die USA, Israels engste Verbündete, tiefer in den Konflikt hineinziehen. Die USA haben bereits zusätzliche Kriegsschiffe in die Region entsandt.

Die Hisbollah soll über 150.000 bis 200.000 Raketen und Flugkörper unterschiedlicher Reichweite verfügen. Dieses Waffenarsenal sei mindestens fünfmal so groß wie das der Hamas und weitaus präziser. Die gelenkten Geschosse der Miliz könnten Wasser-, Strom- und Kommunikationseinrichtungen sowie dicht besiedelte Wohngebiete erreichen. Im Libanon würden die Luftangriffe wahrscheinlich die Infrastruktur zerstören und möglicherweise Tausende Menschen töten. Israels Präsident Benjamin Netanjahu hat seinerseits damit gedroht, "Beirut in Gaza zu verwandeln". Israel ist weitaus besser geschützt und verfügt über mehrere Luftabwehrsysteme, darunter der Iron Dome (zu Deutsch: Eiserne Kuppel), der nach israelischen Angaben Raketen mit einer Erfolgsquote von etwa 90 Prozent abfangen soll. Bei einem massiven Raketenbeschuss kann das System jedoch überfordert sein. Vor diesem Hintergrund glauben viele Beobachter, dass der nächste Krieg zwischen der Hisbollah und Israel der letzte wäre, aus dem nur ein Sieger hervorgeht. 

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