Nahost

Die Region am Wendepunkt: Erklärt die Hisbollah Israel den Krieg?

Die Entscheidung der Hisbollah, Israel den Krieg zu erklären, hängt von zwei Faktoren ab: Zum einen will der Westen die Hamas zerschlagen, um in der nächsten Phase die Hisbollah im Norden einzukesseln. Zum anderen arbeiten die USA daran, Iran genauso wie Russland in einen ewigen Krieg zu verwickeln. Wegen des ersten Grundes muss die Hisbollah heftig zuschlagen, wegen des Zweiten jedoch eher verhalten reagieren.
Die Region am Wendepunkt: Erklärt die Hisbollah Israel den Krieg?© Screenshot auf X

Von Armin Schmitt

Zum ersten Mal seit Ausbruch des Gaza-Kriegs will sich Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah am heutigen Freitag an die Öffentlichkeit wenden. Der Hisbollah-Chef erschien bereits in einem sehr kurzen Videoclip, der auf seine bevorstehende Rede bzw. Botschaft an Israel hinweist. Die Bilder zeigen Nasrallah, wie er an einer Wand vorbeiläuft. Nur wenige Sekunden ist der Videoclip lang, der am vergangenen Sonntag in die sozialen Medien hochgeladen wurde.

Nasrallah hält seit Jahrzehnten fast wöchentlich Fernsehansprachen zu der politischen Lage in Libanon und in der Region. Seit dem Überfall der Hamas auf Israel schwieg er aber. Nasrallahs Schweigen hat bisher der psychologischen Kriegsführung gedient. Er wollte bewusst offen lassen, ob seine geschätzten 50.000 Kämpfer mit ihren bis zu 150.000 Raketen in den Gaza-Krieg eingreifen werden.

Die Hisbollah und Israel haben sich bereits an der israelisch-libanesischen Grenze eine Reihe kleinerer Scharmützel geliefert, von denen einige tödlich endeten. Im Grunde hat die Hisbollah seit dem neuen Gaza-Krieg Tel Aviv in den Grenzgebieten Nadelstiche versetzt, um damit Israel von seiner Operation im Gazastreifen abzulenken. Israel und die USA haben die Hisbollah wiederholt gewarnt, sich aus dem Konflikt herauszuhalten.

Israel droht derzeit ein Mehrfrontenkrieg, falls es eine Invasion im großen Umfang in Gaza startet. Mehrere Stützpunkte der USA in der Levante sind in den vergangenen Tagen mehrfach unter Beschuss der schiitischen Milizen geraten. In der gesamten Region besteht auch die Befürchtung, dass sich der Krieg über die Grenzen von Gaza hinaus ausbreiten könnte, wobei die libanesische Hisbollah und die jemenitische Huthi-Bewegung sowie weitere Stellvertreter Irans eine neue Front zur Unterstützung der Hamas eröffnen könnten. Ein Zerstörer der US-Marine fing kürzlich im Roten Meer bereits drei aus dem Jemen abgefeuerte Raketen in Richtung Israels ab. 

Aufgrund der neuen Entwicklungen in der Region appellierte der französische Staatschef Macron an die im Libanon ansässige Hisbollah-Miliz und Iran, "nicht das Risiko einzugehen und eine weitere Front zu eröffnen". An dieser Stelle liegt der westliche Widerspruch, da der Westen selbst dabei ist, in eine Offensive in der Region zu gehen. Die USA haben mittlerweile ihre Truppen in der Region um 900 Soldaten aufgestockt, während Deutschland und weiter westliche Staaten Truppen in die Region verlegen. Die USA verlegten bereits den größten Flugzeugträger der Welt ins östliche Mittelmeer.

Iran und Hisbollah sind sich bewusst, dass die USA an dem laufenden Krieg gegen Gaza direkt beteiligt sind. Es handelt sich insofern nicht nur um einen israelisch-palästinischen Konflikt, sondern vielmehr um einen gezielten Versuch, die Region wieder in Brand zu setzen. Die Entscheidung der Hisbollah zur Erklärung eines möglichen Krieges mit Israel hängt von zwei Faktoren ab: Zum einen will der Westen die Hamas-Gruppe zerschlagen, um in der nächsten Phase die Hisbollah im Norden zur Bekämpfung einzukesseln. Insofern hat Hisbollah direkt Interesse daran, in den Konflikt zu intervenieren, um die Vernichtung der Hamas im Süden abzuwenden. Zum anderen arbeiten die USA daran, Iran genauso wie Russland in einen ewigen Krieg hineinzuziehen, um die Ressourcen der schiitischen Regionalmacht an die Gaza-Schlacht zu binden. Iran hat kein Interesse an einem Ukraine-Szenario im Nahen Osten. Insofern bleibt erst einmal abzuwarten, welche neuen Schritte Iran heute über Nasrallah melden will. 

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