Asien

Turkmenistan ist für die Zukunft Usbekistans und Tadschikistans unverzichtbar

Für sie unkontrollierbare Faktoren – wie eine anhaltende Unsicherheit in Afghanistan und die teilweise Einhaltung der anti-russischen Sanktionen des Westens durch Kasachstan – haben Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan zu einem unerwarteten Zweckbündnis zusammengeführt.
Turkmenistan ist für die Zukunft Usbekistans und Tadschikistans unverzichtbarQuelle: RT

Eine Analyse von Andrew Korybko

Am Freitag vergangener Woche machte die TASS auf einen Artikel in der Wedomosti aufmerksam, in dem es um das Gipfeltreffen zwischen den Staats- und Regierungschefs Turkmenistans, Usbekistans und Tadschikistans am 4. August in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat ging, das etwa fünf Wochen vor dem geplanten Zentralasien-Gipfel in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe stattfand. Im Artikel wurde die turkmenische Nachrichtenagentur zitiert, die als erste über dieses Treffen in Aschgabat berichtete und schrieb, dass die drei Staatsoberhäupter aufgrund ihrer gemeinsamen Interessen in Bezug auf Konnektivität und Afghanistan zusammenkamen.

Dies ist eine zutreffende Einschätzung, da Turkmenistan sich derzeit zu einem integralen Akteur in der Region entwickelt, nachdem es sich seit seiner Unabhängigkeit 1991 weitgehend selbst isoliert hatte. Sein verfassungsmäßig neutraler Status macht es zu einem vertrauenswürdigen Gesprächspartner gegenüber den afghanischen Taliban-Herrschern, deren Qosh-Tepa-Kanal die Gefahr birgt, Usbekistan und Turkmenistan stromabwärts die Gewässer des Amudarja abzuschöpfen. Beide Länder sowie Tadschikistan sind zudem auch von der von Afghanistan ausgehenden terroristischen Bedrohung gefährdet, wie der vom Islamischen Staat in der Region Khorasan.

Im Hinblick auf die Konnektivität schloss sich Turkmenistan vergangenen Monat dem Megaprojekt Nord-Süd-Transportkorridor (NSTC) mit Russland, Iran und Indien an, wodurch es als erster Kontaktpunkt für Indien entlang des östlichen Zweigs dieser Route fungieren wird. Etwa zur selben Zeit kündigte der Gouverneur der russischen Region Astrachan an, dass Turkmenistan Russland über den neu geschaffenen Südlichen-Transportkorridor (STC) mit Zentralasien verbinden werde.

Die oben genannte Route ist kostspieliger und länger im Transit als der Handel über Kasachstan, kann aber als unersetzliche Umgehungslösung für den Fall dienen, dass die weitere Einhaltung der anti-russischen Sanktionen des Westens durch Kasachstan den Handel Moskaus mit Zentralasien zu unterbrechen droht. Darüber hinaus ist der STC für Usbekistan und Tadschikistan die direkteste Möglichkeit, mit dem südlichen Kaukasus, der Türkei und der EU Handel zu treiben, und er kann außerdem über die südlichen Häfen des benachbarten Iran Zugang zu afrikanischen und asiatischen Märkten verschaffen.

Da das Potenzial der Konnektivität des Transportkorridors PAKAFUZ vollständig von den problematischen Beziehungen zwischen Pakistan und den Taliban abhängig bleibt, ist es unwahrscheinlich, dass sich diese Länder zu diesem Zweck in absehbarer Zeit auf die transafghanische Eisenbahn verlassen können. Daher ist es wichtig, in der Zwischenzeit Pionierarbeit für alternative Routen zum Ozean zu leisten. Diese strategische Rolle verleiht Turkmenistan daher eine beispiellose Bedeutung für seine regionalen Partner, die auch noch verstärkt wird, wenn man sich seine mögliche Rolle bei Verhandlungen mit den Taliban vor Augen führt.

Faktoren, die außerhalb der Kontrolle Turkmenistans, Usbekistans und Tadschikistans liegen, nämlich die anhaltende Unsicherheit in Afghanistan und die beunruhigende Einhaltung einiger der anti-russischen Sanktionen des Westens durch Kasachstan, haben diese drei zu einem unerwarteten Zweckbündnis zusammengeführt. Obwohl Turkmenistan am dünnsten besiedelt ist und über eine künstliche Wirtschaft verfügt, die vollständig von Energieexporten abhängig ist, ist das Land plötzlich zum Schlüssel für das weitere Wachstum Usbekistans und Tadschikistans geworden.

Diese beiden Länder können sich nicht darauf verlassen, dass Kasachstan ihren Handel mit Russland erleichtert und sie wollen auch nicht von China abhängig werden, weshalb sie nun gezwungen sind, sich viel stärker auf Turkmenistan zu verlassen. Die neu gewonnene Rolle von Aschgabat bei der Aufrechterhaltung der Wirtschaft dieser beiden Länder und der Verhinderung möglicher politischer Unruhen, die weitreichende Auswirkungen auf die Sicherheit der Region haben könnten, verleiht Aschgabat einen übergroßen Einfluss.

Die bisher isolierten politischen Entscheidungsträger dieses zentralasiatischen Landes verfügen weder über die Erfahrung, eine solche Rolle zu spielen, noch hätten sie vorhersehen können, dass sie jemals in diese Position kommen würden, aber bisher kommen sie damit recht gut klar. Dies ist auf die visionäre Führung von Präsident Serdar Berdimuhamedow seit seinem Amtsantritt im März 2022 zurückzuführen. Er ist der vergleichsweise junge und zukunftsorientierte Sohn des zweiten Präsidenten des Landes, und unter ihm ist Turkmenistan für die Zukunft Usbekistans und Tadschikistans unverzichtbar geworden.

Es wird interessant sein zu sehen, wie er dies zum Wohle seines Volkes nutzt, da es unerlässlich ist, die Wirtschaft proaktiv von ihrer nahezu vollständigen Abhängigkeit von Energieexporten zu diversifizieren. Am sinnvollsten ist es, in eine Infrastruktur für die Konnektivität zu investieren, die sich die zentrale Rolle Turkmenistans bei der Verbindung Usbekistans, Tadschikistans und des gemeinsamen kirgisischen Nachbarn dieser beiden Länder mit dem Rest der Welt zunutze macht, und alles deutet darauf hin, dass Präsident Berdimuhamedow diesen Weg eingeschlagen hat.

Aus dem Englischen.

Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer Politologe, der sich auf die US-Strategie in Afrika und Eurasien sowie auf Chinas Belt & Road-Initiative, Russlands geopolitischen Balanceakt und hybride Kriegsführung spezialisiert hat.

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